Kritik

CD - Spicy No. 11

Auf dem Hamburger Kiez gibt es Schwestern mit denen man feiern kann.
Mit Brüdern wird dort weniger gefeiert. Es sei denn, es handelt sich um die ROCKHOUSE BROTHERS - eine Rock'n'Roll Band, die auch durch ihr optisches Erscheinen auf diese Spielart schließen läßt und auf dem Kiez gefeiert wurde wie die Könige. Nun nennen sie sich PAY-TV und treten mit eigenen Songs an, um die Popwelt zu erobern.
Pop - uh, das kann leicht daneben gehen, wenn ich populäre Musik rezensieren soll, aber die ersten Töne lassen aufhorchen. Perfekte Harmonien - alle drei Bandmember haben ein Micro vor sich. Auch Out There schlägt in diese Kerbe, hat jedoch eine noch einprägsamere Ohrwurmqualität. Passend dazu zart angeschlagene Saiten und Akkorde. Überhaupt sind sehr angenehme Gitarrenparts und dezente Soli zu hören. Ja, fast möchte man meinen eine CD aus den Sechzigern im Player zu haben. Dabei wird der Stil der Band mit New-Pop angegeben.
Interessant auch die Vita des Trios:
Joe und James zogen in jungen Jahren mit ihren Eltern aus den USA nach good old England, wo Joe seine erste Band gründete. Kurz vor einer Tour stieg der Bassist der Band aus und Joe fragte seinen Bruder James, ob er nicht in vier Wochen das Kontrabassspielen lernen könnte.
Jamie sagte zu, lernte und übte und siehe da: Er bekam ein Angebot als Schauspieler und Bassist für "BUDDY - Das Musical" in Hamburg.
Just zur selben Zeit spielte auch der Jazz Drummer Wolff Reichert für das gleiche Musical vor und es kam wie es kommen mußte: The Wolfman wurde Schlagzeuger bei den ROCKHOUSE BROTHERS.
Zurück zu PAY-TV:
"… eine Mischung aus RYAN ADAMS und COLDPLAY mit einem Touch von THE POLICE in jungen Jahren…", entnehme ich dem Promoschreiben. Ryan, ja. Was Coldplay angeht, da fehlt mir der Vergleich. Aber zu Police höre ich keine Verbindung.
Eher mit den KINKS (Feeling Stupid). Eigentlich nicht nur bei diesem Song, denn wenn nicht gerade alle in die Micros röhren und diese schon erwähnten tollen Harmonien meine Lauscher streicheln, haben die Solo-Vocals dieses etwas brüchige, was auch Ray Davies Stimme ausmacht.
Zum Glück schaffen es die Jungs, das oft doch zu Harmonische durch eingestreute Riffs herumzureißen und die CD wird somit nicht langweilig.
Mir liegt auch eine 3-Song CD vor, auf welcher mit Here We Go ein Track enthalten ist, der nicht auf "Spicy No. 11" zu finden ist. Stilistisch reiht er sich aber absolut in dessen Material ein.
Von der CD ausgekoppelt sind auf der Single CD Safety Line, sowie Out There. Sehr gut gewählt um die Jungs vorzustellen und auf deren Musik aufmerksam zu machen.
"Lupenreiner Pop mit internationalem Anspruch! Es mag vermessen sein, von PAY-TV als Zukunft der Rockmusik zu sprechen. Aber sie sind verdammt nahe dran!", so ein weiteres Zitat der Vertriebscompany.
Erster Satz ist von mir unterschrieben. Der zweite Satz sogar doppelt und was den dritten Satz angeht: Ja, ich denke auch, daß es nur ein kleines Quentchen Änderung bedarf, um den Fokus mehr in Richtung Rock zu legen. Aber ob das gewollt wäre? Auf jeden Fall beweisen PAY-TV mit ihrem Erstlingswerk, daß sie den Begriff "Best Of Both Worlds" verstanden haben. Ich bin ganz sicher, von PAY-TV demnächst noch mehr zu hören.
Professionell produziert und da auch die Lyrics im Booklet nicht vergessen wurden: Daumen nach oben.

Quelle: home-of-rock.de, Ulli Heiser, 24.01.2004