Kritik

Pay-TV: Everything Is Happening

Das ist doch mal eine zuckersüße Geschichte: James und Joe Carnwarth wurden als Kleinkinder getrennt, lernten sich erst im Erwachsenenalter kennen - und gründeten mit "Pay-TV" gleich eine Band. Die wurde in Schweden ein kleines bisschen bekannt und nahm dort auch "Everything Is Happening" auf. Eine ordentliche Platte, die gut erklärt, für was das Wort Pop eben auch stehen kann: nicht für quietschbuntes Mainstream-Gedengel, sondern für ernsthafte, Detailverliebte Handwerkskunst.

Dass das eine sehr gediegene Angelegenheit ist, zeigen schon die Fotos im Booklet: Die drei Herren von Pay-TV sind erwachsen. Die sehen ein bisschen aus wie die Protagonisten eines ambitionierten Eighties-Films, ernsthaft, inhaltsreich, ein bisschen geheimnisvoll. Die Musik hat ihre Wurzeln in jener Dekade - aber eben nicht nur.

Natürlich haben Pay-TV bei den Helden der Zeit gelernt, bei Prefab Sprout, Echo & The Bunnymen oder The Jeremy Days. Aber gleichzeitig finden sich auch einige Widerhaken. Da darf die Gitarre mal gepflegt rückkoppeln, da guckt Bruder Shoegazing mal auf eine halbe Zigarette vorbei, und ab und an wird's sogar fast Britpop-fröhlich - zum Beispiel bei den folgerichtig auf dem Booklet beworbenen "Happy Days" und "Ordinary Girl". Und auch Jazz und Barmusik haben ihre Nischen. Insgesamt eine stilsichere Angelegenheit - irritierend nur dann, wenn die latent stets vorhandene Offbeat-Kante überhand nimmt. Aber das kann man wohl unter Geschmacklichkeiten abbuchen.

Quelle: www.berlinien.de